Am 2. September 2023 fand der diesjährige Beer Contest vom Brau- & Rauchshop statt. Dieses Jahr haben auch wir ein paar unserer Biere zur Bewertung eingesendet und siehe da: die Duchesse Golding gewann direkt den 1. Platz der Kategorie Märzen.
Wir sind stolz und freuen uns über diesen Titel. Es bestätigt die hohen Qualitätsansprüche, die wir an uns stellen, und bekräftigt uns insofern, dass malzbetonte Biere traditioneller Brauart auch in der modernen Craft Bierwelt auf Anklang stossen.
In unserem Team sorgte jedoch etwas für eine Diskussion und vielleicht hat sich der/die eine oder andere Bier-Enthusiast*in unter euch ebenfalls über die Bierkategorie gewundert: Märzen. Auf unserer Etikette der Duchesse Golding geben wir doch seit unserem Rebranding "Dunkel" an? Und früher nannten wir dieses Produkt auch noch "Brunette"? Sollte man das nicht sowieso "Amber" nennen?
Als Diplom-Biersommeliers wollen wir in diesem Blog-Eintrag näher auf die Bierkategorien German-Style Märzen und German-Style Dunkel eingehen und damit die Verwirrung dieser Bierstile auflösen.
Beginnen wir mit dem German-Style Dunkel, auch bekannt als Münchner oder Bayrisch Dunkel. Es handelt sich hier um einen alten untergärigen Bierstil, der vor allem im 19. Jahrhundert bis zu den 1940er Jahren sehr populär war. Früher war es mit der damals vorhanden Technologie nicht möglich, helle Malze herzustellen. Als sich dies mit der Zeit änderte, tranken die Leute zunehmend ein Helles anstelle des Dunklen.
Ein Dunkles sollte durch Zugabe von Münchner Malz bzw. anderen Karamellmalzen eine mittelbraune Farbe und ein dominantes Malzaroma haben. Die Zugabe von Röstmalzen ist erlaubt und kann somit zu Röstnoten und Schokoladenaromen im Hintergrund sorgen.
Die Hopfengabe sollte mild und harmoniert ausfallen, darf aber durchaus wahrnehmbar sein und im Zusammenspiel mit dem Malzaroma für Komplexität sorgen.
Das German-Style Märzen oder besser bekannt als Märzenbier ist ebenfalls eine alte untergärige Biersorte. Früher, als das Reinheitsgebot noch als Qualitätsgarantie fungierte, durften die Brauer nur zwischen dem Tag des St. Michael (29. September) und dem Tag des St. Georg (23. April) brauen. Im Sommer war es damals aufgrund der hohen Temperaturen unmöglich die untergärigen Biere in der gleichen Qualität herzustellen. Deshalb brauten die Brauer insbesondere im März Biere auf Vorrat. Um es länger haltbar zu machen wurde das Bier stärker eingebraut und mehr Hopfen dazugegeben - das Märzenbier war entstanden.
Das Märzen ist somit ebenfalls ein malzbetontes Vollbier mit bernsteinfarbener bis braunem Farbton. Es sollte jedoch im Vergleich zum Dunkeln eine Stammwürze von mindestens 13 °P aufweisen und somit für einen etwas höheren Alkohol sorgen, ohne aufdringlich zu sein.
Der Hopfen sollte ein feines Aroma abgeben ohne fruchtige Esternoten. Die Bittere ist bis zu 28 Bittereinheiten Sorten-typisch.
Eine kleine Randnotiz: das Österreichische Märzen ist dann noch einmal eine andere Biersorte, die eher einem Export oder einem Bayrisch Hell ähnelt.
| Duchesse Golding | German-Style Dunkel | German-Style Märzen |
Original gravity | 11,9 °P | 11,0 - 14,0 °P | 13,0 - 14,0 °P |
Alcohol | 5.0 % vol. | 4,5 - 5,9 % vol. | 5,2 - 6,7 % vol. |
Bitterness | 25 IBU | 15 - 25 IBU | 18 - 28 IBU |
Colour | 45 EBC | 40 - 60 EBC | amber hue |
Fermentation | bottom-fermented | bottom-fermented | bottom-fermented |
Malt aroma | vollmundig, röstiger Malzcharakter | strong, chocolate-like, bread- or biscuit-like aroma | full-bodied, sweet maltyness , slightly roasted |
Hop flavour | feine und elegante Bittere im Hintergrund | clean and balanced, low but noticeable | low but noticeable and clean |
Quellenangabe: frei übernommen und leicht angepasst von European Beer Star
Wenn man sich die Tabelle anschaut, wird einem klar weshalb die zwei Bierkategorien verwechselt werden könnten: die Ähnlichkeit ist verblüffend und dennoch gibt es Unterschiede. Unsere Duchesse Golding ist jedoch ganz klar vom Bierstil her ein Dunkel und ist als solches unter allen Kriterien auch Sorten-typisch.
Übrigens: den Bierstil "Amber" gibt es (eigentlich) nicht. Man trifft es unter anderem bei einigen Schweizer Brauereien als Produktename an, doch beschreibt der Name lediglich die Bernsteinfarbe. Der Schweizer Brauerei-Verband schreibt zwar auf ihrer Homepage, dass sich Amber "in der Schweiz als Bierstil etabliert" habe, lässt aber offen ob es sich um ein unter- oder obergäriges Bier handelt. Beim Wikipedia-Eintrag des Amberbieres wird von einem "Sammelbegriff belgischer Biere [...] unter Verwendung obergäriger Hefe" gesprochen.
Wie ihr seht, ob es nun eher in Richtung obergäriges Ale oder in Richtung untergäriges dunkles Lagerbier geht, bleibt offen. Folglich kann sich auch das Aromaprofil und die Bittere von einigen Amberbieren stark unterscheiden. Aus unserer Sicht ist Amber somit als Bierkategorie bzw. Bierstil ungeeignet.
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